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48x4000 in 44 Tagen

  • Autorenbild: Gabriel Jungo
    Gabriel Jungo
  • 18. Aug. 2023
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Juni 2024


Im Sommer 2023 bestieg ich alle 48 Viertausender, die offiziell auf Schweizer Boden stehen, aus eigener Kraft mit dem Velo oder zu Fuß in 44 Tagen. Leider gab es einen kleinen Zwischenfall, der mich zwang, das Projekt an zweite Stelle zu setzen, sodass ich nicht zu 100% aus eigener Kraft absteigen konnte. Die Strecke war jedoch kurz; mehr dazu im Blog.

Am 29. Juni fuhren wir mit unserem vollgepackten VW-Bus Richtung Pontresina, wo wir am nächsten Tag unser Projekt mit dem wunderschönen Biancograt, der auf dem Piz Bernina startet, begannen. Ich war aufgeregt und freute mich sehr auf die kommende Zeit.



In Pontresina angekommen, trafen wir auf Maximilian. Er war mein Fotograf und dokumentierte das gesamte Projekt. Das war für mich etwas komplett Neues, da ich bis dahin immer nur 2-3 Handyfotos gemacht hatte oder gar keine Bilder. Am nächsten Morgen starteten wir dann. Am Anfang war es ein sehr ungewohntes Gefühl, immer eine Kamera im Gesicht zu haben.

Aber mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Wir hatten wirklich sehr gute Verhältnisse, um auf den Bernina zu gehen. Wir ließen uns Zeit, um nicht gleich beim ersten Berg alle Reserven zu verbrauchen und uns gut zu akklimatisieren.

Als wir den Gipfel erreichten, war es ein schönes Gefühl, dass es nun endlich losgeht. Andererseits konnte ich es auch nicht ganz einschätzen – es war schon ein komischer Gedanke, dass ich erst einen von 48 gemacht hatte. Auf jeden Fall war mir in dem Moment bewusst, dass nun zuerst zwei sehr anstrengende Tage mit dem Velo auf mich zukommen würden. Auch die Wettervorhersage war nicht auf unserer Seite. Für den nächsten Tag war den ganzen Tag Regen angesagt. Na toll... 170 km im Regen, aber die Motivation war zumindest bei mir sehr hoch.


Ich freute mich darauf, ins Wallis zu gehen, da dort viele schöne Touren auf uns warteten. Die zwei Velotage verliefen gut. Am ersten Tag fuhren wir in einer Dreiergruppe bis nach Andermatt. Am nächsten Tag fuhr ich dann allein weiter bis nach Naters und lief von dort aus noch zur Oberaletschhütte.

Dort angekommen, konnte ich dann das Aletschhorn besteigen. Es lief super und ich hatte bis jetzt noch keine Probleme mit den Belastungen. Morgen machen wir das Weissmies und das Lagginhorn an einem Tag vom Tal aus. Mal sehen, wie es geht... Aber zuerst muss ich noch mit dem Fahrrad von Naters bis nach Saas-Grund fahren, wo wir auf dem Camping übernachteten. Wir starteten um circa 03:30 Uhr, und schon beim Start merkte ich, dass es heute ein anstrengender Tag werden könnte. Und so kam es dann auch. Es war das erste Mal seit dem Start meines Projektes, dass es für mich wirklich anstrengend wurde. Trotzdem habe ich alles gegeben. Da ich am nächsten Morgen sowieso einen Ruhetag geplant hatte, wusste ich, dass ich mich erholen konnte. Es war streng, aber ich konnte beide Gipfel besteigen und freute mich auf den Ruhetag.

Am nächsten Tag bestiegen wir das Allalinhorn über den Hohlaubgrat und gingen dann zur Britannia Hütte. Von dort aus bestiegen wir das Rimpfischhorn und das Strahlhorn. Danach stand uns ein langer und sehr anstrengender Weg zur Monte Rosa Hütte bevor. Von dort aus wollten wir dann die Spaghetti-Tour machen. Auf diesen Teil freute ich mich besonders, da ich diese schon lange einmal an einem Tag machen wollte. Ich war optimistisch. Leider war die Wettervorhersage nicht perfekt: Viel Wind und den ganzen Tag immer wieder Wolken. Trotzdem entschieden wir uns für den Start. Es lief recht gut, aber wir hatten mit dem Wind und dem Neuschnee zu kämpfen. Das meiste mussten wir selbst wieder spuren, was uns natürlich viel Kraft kostete. An den letzten Gipfeln machten wir dann einen Fehler, der uns die Tour an einem Tag kostete. Wir machten am Roccia Nera ein Rucksackdepot zu früh und hatten dadurch noch ein paar zusätzliche Höhenmeter für die Breithorn-Traverse. Dafür war es zeitlich zu spät und wir wurden zu müde.

Unser neuer Plan war, im Stollen der Klein-Matterhorn-Bahn zu übernachten und die Tour am nächsten Tag zu beenden, bevor wir nach Zermatt absteigen. Im Stollen angekommen, sahen wir, dass einige Personen Fleischplatten aufstellten. Uns wurde gesagt, dass hier ein VIP-Abend vorbereitet wird und dass wir um 22:30 Uhr die Bahn mit ihnen nehmen müssen. Sie wollten mich nicht oben übernachten lassen. Ich versuchte, sie umzustimmen, leider ohne Erfolg. Ich hatte einige Ideen, von einem Graben im Schnee bis hin zum Verstecken im WC, doch schließlich musste ich mich damit abfinden, die Bahn ins Tal zu nehmen. Am nächsten Tag fuhr ich wieder hoch. Dadurch habe ich keinen Kilometer gewonnen. Es ging nur um die Übernachtung, da keine andere Möglichkeit bestand. So machte ich noch die Breithorn-Traverse und stieg anschließend nach Zermatt ab.

Danach folgten einige sehr gute Tage, an denen wir viele Berge besteigen konnten. Daraufhin stiegen wir zur Hörnlihütte auf. In der Nacht gab es einen kleinen Zwischenfall, bei dem das Projekt für meinen Seilpartner vorerst beendet war. Ich versuchte so schnell wie möglich, Leute zu finden, die mit mir das Projekt weiter bestreiten konnten. Zum Glück war es gerade Donnerstag, und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Zeit hatte, war groß. Daher stieg ich nach Zermatt ab und suchte jemanden. Tim hatte Zeit und war für Samstag und Sonntag dabei. So konnte ich am Freitag noch zwei Gipfel allein besteigen und ging danach mit Tim am Wochenende auf Tour. Es war sehr angenehm mit ihm, und es entstand sofort eine gute Freundschaft.


Zurück im Tal schloss ich dann wieder mit Cedric das Wallis ab. Es lagen noch fünf Tage Bergsteigen vor uns. Nach diesen Tagen hatte Cedric leider keinen Urlaub mehr und musste wieder arbeiten gehen. So trennten sich unsere Wege in Evolène, und er ging nach Hause. Ich fuhr mit dem Velo nach Bourg St. Pierre. Dort gab es die drei Grand Combin zu besteigen. Mit viel Optimismus stiegen Max und ich noch am Abend in die Hütte auf. Leider war das Wetter schlecht, und daher konnten wir nicht los. Für uns kein Problem, da es das erste Mal seit einem Monat war, dass wir nicht starten konnten. Daraufhin stiegen wir wieder ins Tal hinunter und machten einen Ruhetag. Das Wetter wurde besser, teilweise ein wenig winterlich, aber dennoch hat alles geklappt. Das Wallis war jetzt definitiv abgeschlossen, und ich hatte 40 der 48 Gipfel gemacht. Danach ging es ins Berner Oberland. Ich freute mich sehr, da ich wusste, dass mich Beni Blasser auf der Radtour begleiten würde. Es wurde ein toller Tag mit guter Laune, und wir konnten viel lachen.

Aufgrund des Wetters und des Neuschnees habe ich meinen Ablauf im Berner Oberland ein wenig angepasst.


Außerdem hatte ich nicht wirklich einen optimalen Partner, um das Schreckhorn und das Lauteraarhorn zu besteigen. Tobias hatte gerade Zeit. Und so stiegen wir in die Hütte auf und machten die Jungfrau über den Rottalgrat und anschließend den Mönch über den Normalweg. Später kamen wir zur Mönchsjochhütte zum Übernachten. Am nächsten Tag gab es drei Gipfel zu besteigen. Wir warteten lange auf gute Wettervorhersagen und besprachen den Startzeitpunkt. Mir war bewusst, dass wir so früh wie möglich starten mussten, um bis zur Finsteraarhornhütte zu gelangen.

In der Nacht gab es circa 10 cm Neuschnee. Wir starteten um 03:30 Uhr, und ich wusste, dass das Wetter im Verlauf des Tages wieder sehr gut sein würde. Daher war für mich zu 100% klar, dass ich am Morgen starten konnte. Wir kamen zunächst gut voran. Leider teilte mir Tobias erst gegen 08:00 Uhr mit, dass seine Schuhe über Nacht nicht getrocknet waren und seine Füße komplett eingefroren waren. Ich musste eine Entscheidung treffen, wobei ich gar nicht wusste, was richtig war. In meiner Tasche hatte ich noch zwei Handwärmer übrig. Ich gab sie ihm, damit er sie in die Schuhe stecken konnte. Wir waren kurz vor dem ersten Gipfel, und ich wusste, dass oben die Sonne kommen sollte und wir jetzt eine längere Zeit im Felsen waren. Daher entschied ich mich, mit ihm weiterzugehen. Ich hoffte, dass seine Füße so eher auftauen würden, als wenn wir wieder drei Stunden durch den Schnee zur Hütte laufen würden.

Seine Füße wurden besser, und wir konnten dann beide Fiescherhörner besteigen. Als wir dann auf dem zweiten Gipfel ankamen, entschieden wir uns gegen den Verbindungsgrat und stiegen über den Fieschersattel auf den Gletscher. Dies war ein riesiger Fehler. Dieser Teil des Gletschers war sehr wild und hatte enorm große Gletscherspalten, die zudem zugeschneit waren. In dieser Situation konnte ich nicht einschätzen, an welcher Stelle wir laufen konnten, ohne einen Spaltensturz zu riskieren.

Wir verloren dabei sehr viel Zeit. Ich überlegte, welche Optionen noch offen waren, um sicher in der Hütte anzukommen. Doch es gab nicht viele Optionen. Entweder normal über das Grünhorn oder über den Aletschgletscher zur Konkordiahütte. Über den Gletscher zur Hütte zu laufen, war für mich keine gute Option, da ich wusste, dass die Bedingungen sehr schlecht waren und es mir einfach zu gefährlich war, dort abzusteigen. Deshalb blieb für uns nur der Weg übers Grünhorn.


Wir waren um 17:00 Uhr auf dem Gipfel – ein für die Berge viel zu später Zeitpunkt. Ich stieg dann mit ihm zur Grünhorn-Lücke ab, an der wir uns noch abseilen mussten. Dabei bemerkte ich, dass es nicht schnell genug voranging. Wir hatten knapp 2 Stunden für einen Abschnitt, den man normalerweise in 20 Minuten bewältigen kann. Also fragte ich Tobia, was er tun wolle. Er sagte lange Zeit nichts und meinte dann, dass der Helikopter die vernünftige Lösung sei. Wir haben sicherlich eine Stunde diskutiert.

Wir haben noch etwas gegessen, mit Leuten telefoniert und gehofft, dass wir noch absteigen können. Tobia wollte zu 100% einen Heli rufen, der uns dann schlussendlich bis zur Konkordiahütte geflogen hat. Innerlich zerstört und sehr enttäuscht verließen Tobia und ich am nächsten Tag die Hütte. Nach einer kurzen Pause und mit frisch getankter Motivation habe ich zusammen mit Max dann einen Plan für die drei letzten Gipfel erstellt. Wir warteten auf das nächstbeste Wetterfenster, um nochmals loszugehen. Bei den Starts merkte ich jedoch trotzdem, dass es für mich einfach nicht mehr das Gleiche war. Meine Motivation war nicht mehr so groß, und ich war nicht mehr so im Flow. Das Finsteraarhorn war zwar schön, aber meine Laune war eher weniger. Wir liefen bis zum Grimselpass raus, wo ich dann langsam wieder in meinen Modus kam. Und das musste ich auch, denn es wurde noch richtig anstrengend. Auf dem Pass angekommen, stieg ich wieder auf mein Rad und fuhr bis nach Grindelwald. Ich kam etwa um 19:00 Uhr an. Danach schnell etwas essen und versuchen zu schlafen. Um 24:00 Uhr sollte es weitergehen. Für Schreck/Lauter war Tim schon in der Schreckhornhütte, und wir wollten uns um 02:45 Uhr in der Hütte treffen. Es war für mich sehr schwierig, ich merkte, dass ich sehr müde war. Mit ein wenig Verspätung kam ich dann zusammen mit Max doch noch in der Hütte an. Doch mein Gefühl war gar nicht gut, und ich fühlte mich erschöpft. Unser Plan war, erst mal zu starten und die Berge einzeln in zwei Tagen zu machen. Als ich dann mit Tim losging und der Vibe wieder stieg, ging es mir deutlich besser. Wir waren beide sehr motiviert, dieses Projekt zu beenden. Wir beschlossen, zunächst auf das Lauteraarhorn zu gehen und dann dort zu entscheiden, ob wir die Überschreitung machen oder nicht. Wir wussten zudem auch nicht, ob es noch Schnee in der Wand gab. Oben angekommen um 09:00 Uhr, war die Entscheidung schnell klar, wir machen weiter. Wir hatten noch den ganzen Tag Zeit. Es war uns bewusst, dass der Abstieg anstrengend sein würde. Aus diesem Grund entschieden wir uns, nur bis zur Hütte zu gehen und dort zu übernachten.



Um circa 14:30 Uhr erreichten wir das Schreckhorn. Die Freude war bei mir nicht größer als sonst. Ich machte mir schon wieder Gedanken über den Abstieg. Auf dem Weg nach unten mussten wir über den Gletscher, was auch nicht gerade ein Vorteil war. Als wir um 19:30 Uhr in der Hütte ankamen, waren wir beide müde nach dem mühsamen Abstieg vom Schreckhorn.

Das Projekt war für mich eine äußerst lehrreiche Zeit, in der ich vieles über die Bedingungen am Berg und die Wegfindung gelernt habe und vieles mehr.

Ich bin noch jung und habe noch viele spannende Projekte vor mir. Trotzdem war es eine wundervolle Zeit. Ich habe auch eine Menge über meinen Körper gelernt und bin mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg bin. In dieser Zeit war ich konditionell eigentlich nie ausgelastet, was einerseits natürlich großartig ist. Doch ich wusste auch, dass noch viel mehr drin gewesen wäre.

In den Bergen ist man immer ein Team, und gewisse Entscheidungen sind nicht immer leicht zu treffen. Ich war selber auch schon in der Situation, dass wir wegen mir die Expedition abbrechen mussten, da ich krank wurde. Darum kann ich sehr gut nachvollziehen, wie es ist





ich Bedanke mich auch bei Meinen Sponsoren die mir das Projekt erleichtert haben.





 
 
 

6 Comments


Guest
Sep 15, 2023

wow, beeindruckend was du mit deinen Partnern zusammen geleistet hast, auch die Schilderung der gemeisterten Herausforderungen ist eindrücklich. Natürlich sind wir fest davon überzeugt, dass du einen Teil deines Konditionsaufbaus auf den Könizer Strassen, auf denen du mit uns gearbeitet hast, aufgebaut hast ;-). Alles Gute bei deinen weiteren Projekten! Daniel (AVU Köniz)

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Guest
Sep 09, 2023

Mega cooles Projekt. Tolle Leistung. Sowas in dieser Art möchte ich auch mal machen 🤩

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Guest
Aug 23, 2023

Grossartiges Projekt, aber ich finde es ein wenig unglücklich, wie gewisse Tourenpartner in Deinen Berichten wegkommen. Wir können alle mal einen schlechten Tag haben. Gewisse Details gehören meines Erachtens nicht an die Öffentlichkeit. In den Bergen werden Entscheidungen gemeinsam getroffen und Verantwortung wird gemeinsam getragen. Bergsport ist Teamsport, mit allen Erfolgen und Misserfolgen.

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Gabriel Jungo
Gabriel Jungo
Aug 24, 2023
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Danke dir für deine Rückmeldung ja da stimme ich dir vollkommen zu natürlich habe ich auch nicht alle Details veröfentlicht vileicht sind 1-2 zu tife informationen da bei ich nehem mir das zu Herzn für kommEnde Projekte und deren Veröffentlichung 🙏🏻


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Elias Vetter
Elias Vetter
Aug 22, 2023

Was für ein eindrückliches Projekt. Gratulation. Schade dass es am Schluss nicht ohne Helikopter geklappt hat.

Wie wurde diese Rettung gewertet? Wurden die Kosten von der Rega übernommen oder wie sieht dies in einem solchen Fall aus? Liebe Grüsse und alles Gute für die Kommenden Projekte

Elias

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Gabriel Jungo
Gabriel Jungo
Aug 22, 2023
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Hallo Elias Danke dir ich bin selbst in der Alpinerettung tätig und Wuste das der Flug under Taxi Flug geht und somit die ganzen kosten auf und lg

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