Pik Lenin
- Gabriel Jungo
- 18. Apr. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Apr. 2023
Nach unseren erfolgreichen Expedition am Khan Tengri, waren wir sehr motiviert im Jahr 2022 wieder eine Expedition zu machen. Wir haben das Angebot erhalten, mit einem Freund ins BC am Pik Lenin zu gehen. Zuerst war ich gar nicht motiviert. Da es dort wirklich nur Laufen ist. Cedric hat dann den Vorschlag gemacht, dass wir eine eigene Linie ziehen könnten und mit den Skis vom Gipfel runter fahren. Diese Idee fand ich cool und so haben wir unsere Expedition an den Pik Lenin geplant.
So flogen wir anfangs Juli wieder nach Bishkek und dann mit einem Inland Flug bis nach Osh, von dort aus gingen wir dann in ein kleines Dorf namens Sarytash auf etwa 3300M, wo unser Kolleg ein Hotel hatte. Dort haben wir uns dann für 3 Tage akklimatisiert. Am Morgen des Aufbruchs ins BC fühlte ich mich nicht gut. Zuerst dachte ich es sei nicht so schlimm und es vergehe wieder, da ich auch wusste, dass ich bisher nie Probleme in der Höhe hatte. Doch mir ging es immer schlechter und als wir dann losgelaufen sind, hatte ich keine Energy mehr und ich fühlte mich schlapp. Ich kannte meinen Körper so nicht. Es ging mir immer schlechter und ich musste ein mal Erbrechen. Ich bekam auch ein wenig Panik, weil ich noch nie solche Probleme hatte.

Es war wirklich ein Kampf für mich bis ins BC zu gelangen. Cedric hat mir schon das ganze Gepäck abgenommen und trotzdem war es noch schwer. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, wenn ich umgedreht wäre. Aber dort hat es mir der Kopf nicht zugelassen. Dann bin ich zum Glück im BC angekommen und Cedric hat für mich das Zelt aufgebaut. Ich konnte weder etwas essen noch etwas trinken. Beim Trinken hat direkt der Magen übersäuert. Als das Zelt fertig aufgestellt war, konnte ich direkt schlafen gehen und die Anderen waren beim Nachtessen. Am nächsten Morgen ging es mir nicht besser, dafür war bei Cedric alles top und er war für ein Mal in meiner Lage und ich in seiner. Ich habe mich noch einen weiteren Tag ausgeruht, und es ging mir nicht wirklich besser. Ich musste mich zwingen Baby Portionen zu essen und Trinken war auch nicht möglich.

Natürlich war mir bewusst, dass es in dieser Höhe wirklich der Tot ist nichts zu Essen und zu Trinken aber es ging nicht. Am nächsten Tag wollte ich einen Aufstiegsversuch ins Camp 1 machen und dort übernachten in der Hoffnung, dass ich mich an die Höhe gewöhnen kann. Doch der Aufstieg war streng und ich kam nicht vorwärts. Auch Mental war es schlimm, da ich reihenweise von Hobby Bergsteigern überholt wurde. Etwas was mir schon sehr lange nicht mehr passiert war. Kurz vor dem Lager 1 wollten wir uns anseilen und ich hatte Mühe die Knöpfe zu machen und auf den Skis war ich auch gar nicht sicher.
Angekommen an unserem Lager 1, hatte ich keine Kraft mehr und Cedric musste wieder mal alles alleine aufbauen. Es ging mir sehr schlecht wie im Video zu sehen ist.
Nach ein paar Stunden, in der ich nicht mal fähig war ins Zelt zu gehen, hat Cedric einen Schlussstrich gezogen und er hat alles wieder abgebaut. Wir sind zurück ins BC. Der Abstieg war auch mega streng für mich. Ich bin froh, dass Cedric diese Entscheidung getroffen hat.
Wieder im BC angelangt konnte ich immer noch nichts essen. Nur ganz wenig Trinken war möglich. Ein Sherpa hatte ein wenig Cola für mich - eine Rettung - denn so konnte ich ein wenig trinken und es war Zucker perfekt. Cedric entschloss, dass wir die Expedition abrechen und er hat alles für die Rückreise organisiert. Dafür bin ich ihm unheimlichen dankbar. Als wir in Sarytash ankamen, ging es mir immer noch nicht besser. Auch dort konnte ich nichts essen. Wir haben noch eine Nacht im Hotel übernachtet und sind am nächsten Morgen mit dem Taxi Richtung Osh. Mir ging es nicht besser. Aber ich hatte ein wenig Freude, weil mir zu diesem Zeitpunkt klar wurde, dass es nicht an der Höhe gelegen hatte, sondern das ich mir wirklich etwas eingefangen haben musste. In Osh angekommen hatte ich ein wenig Hunger und ich probierte nach 5 tagen das erste Mal wieder etwas zu essen. Doch das Essen blieb nicht lange im Magen. Erst ein Tag später Morgens um 2 Uhr konnte ich am Flughafen etwas essen, aber ich wahr froh und freute mich auch zuhause. Angekommen in der Schweiz, bin ich direkt zum Arzt. Leider hat man nicht genau herausgefunden, was ich mir für einen Infekt geholt hatte. Der Höhenmediziner war sich sicher, dass ich mir ein Virus eingefangen hätte. Für mich eine wichtige Info und es gab mir Mut für meine nächste Expedition.
Abbruch gehört zum Bergsteigen dazu und ich bin hier in den Alpen sicher schon mehr umgedreht, als ich tatsächlich auf dem Gipfel war. Bei einer Expedition kann so viel schief gehen, gerade in Länder bei denen die Hygiene und alles Andere nicht unserem Standard entspricht. Fakt ist, eine Expedition abzubrechen ist das Normalste der Welt, aber es hat mich sehr belastet.
Sicher auch weil der Pik Lenin so etwas wie das Breithorn der 7000er ist, war mein Ego angekratzt. Aber ich habe sehr viel gelernt auf dieser Expedition und konnte wichtige Erfahrungen für später machen.
Leider haben wir fast keine Bilder gemacht, ich hatte einfach nicht die Kraft dazu und Cedric hatte sicher andere Sorgen als ein paar Bilder zu machen.
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