Expedition Khan Tengri 7010m
- Gabriel Jungo
- 15. Apr. 2023
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Apr. 2023
Ich wusste schon länger, dass einer meiner besten Freunde, Cedric mit 3 Kollegen, zum Khan Tengri geht. Diesen Berg habe ich auch kurz angeschaut und fand den Berg sehr imposant. Doch der Punkt, dass dort konventionelle Expeditionen angeboten werden, hat mich ein wenig abgeschreckt. Ich freute mich aber für Cedric, dass er dort hin geht. Wegen der Corona Pandemie mussten sie aber die Expedition um ein Jahr verschieben. Irgendwann im März 2021 war ich am Arbeiten - ich glaube es war ein Freitagnachmittag und ich hatte nicht sehr viel zu tun - da kam ein Anruf von Cedric. Er hat mich gefragt was ich im Sommer vor hätte? Ich habe geantwortet mit:" Eigentlich noch nichts warum?". Danach fragte er mich, ob ich mit zum Khan Tengri möchte. Ein Kollege ist von der Expedition zurückgetreten und sie hätten einen freien Platz. Ich antwortete sofort mit ja. Und so bin ich zum Team gestossen, um an einer konventionelle Expedition teil zu nehmen, na ja mal schauen. Immerhin hätten wir ein eigenes Base Camp.
Cla und Thomas die schon im Team waren, habe ich auch noch kennen gelernt. Vor der Expedition haben wir uns noch 2–3-mal getroffen, um uns Kennen zu lernen und den Rest zu planen. Sie haben mir auch ihren Plan der Route und das Vorhaben erklärt.
Am 17. Juli war es endlich so weit und wir flogen am Abend um 19:20 in Zürich los Richtung Kirgistan. Für mich war es ziemlich aufregend, da ich erst einmal nach Berlin geflogen war und mir nicht vorstellen konnte, wie das so ist, so lange in einem Flugzeug zu sein.

Doch der Flug verging sehr schnell und wir waren dann um 7:10 Orts Zeit in Bischkek. Es war schon am Morgen sehr warm und ich wollte so schnell wie möglich in die Höhe. Aber wir hatten noch 7 Tage Zeit, um die Fahrten zu organisieren und die Nahrung zu kaufen für die nächsten 27 Tage auf dem Gletscher. Unser Zeil war es ins BC zu laufen über den Engiltschek Gletscher - er ist der 9 Grösste Gletscher der Welt. So sind wir also - mit einem Taxi - bis an den Letzten Punkt gefahren den wir erreichen konnten. Um mit dem Gepäck zu laufen, haben wir einen Schlitten gebaut. Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir so nicht weiterkommen werden. So kam es, dass wir im letzten Dorf Pferde gemietet haben. Diese brachten uns 30 km weiter bis zum Heliport. Dort wurden wir vom Heli abgeholt und ins Südliche BC geflogen, dass auf 4000m liegt. Wir haben unsere Zelte aufgebaut und unser Lager eingerichtet. Das BC neben uns, war von Ak-sai Travel. Die Menschen dort wirkten auf mich nicht sehr erfahren. Mhm so werden also die Geschichten und Videos aus Dokus war. Egal ich freute mich auf die kommende Tage.
Nach einem Ruhetag sind wir Richtung Wandfuss losgelaufen und haben dort unser ABC eingerichtet. Am nächsten Morgen wollten wir schon Mal eine kleine Tour auf uns nehmen.

Bis auf ca. 5000m denn das war für alle eine neue Höhe und wir konnten schauen wie wir auf die Höhe reagieren. Ich merkte, dass ich die Höhe sehr gut vertragen kann und dass sich das lange Training ausgezahlt hat. So sind wir wieder abgestiegen und zurück ins BC, dazu mussten wir ca. 1h über den Gletscher laufen. Wir haben dann zwei Ruhetage eingelegt und wollten dann ins Lager 2 aufsteigen, dieses aufbauen und dort eine Nacht verbringen. Der Aufstieg ging Cedric und mir sehr gut, wir waren noch vor Sonnenaufgang im Lager 2. Es war sehr kalt dort oben und wir freuten uns, dass die Sonne zum Vorschein kam. Ca. 3h später kamen dann auch Cla und Thomas zu uns ins Lager 2. Wir hatten bereits unser Zelt aufgebaut und für sie eine Plattform errichtet.

So haben wir den Tag und die Nacht im Lager Zwei verbracht. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag wieder ein wenig aufsteigen, bevor wir wieder runter gingen. Doch Cedric ging es nicht sehr gut, er hatte Probleme mit der Höhe und so sind wir am nächsten Morgen direkt wieder ins BC. Dort haben wir dann wieder Zwei Tage Pause gemacht, haben noch ein wenig das BC verbessert - vor allem unser Küchenzelt, das noch nicht sehr bequem war.

Wir hatten sehr Glück mit dem Wetter und unser Ziel war, dass wir nach unseren zwei Ruhetagen ins Lager 3 aufsteigen und das dort aufbauen. So sind wir am Abend los gelaufen Richtung ABC und es gab Diskussionen, weil Cla und Thomas nicht um 04:00 aufstehen wollten um ins Lager 2 aufzusteigen und das dort abzubauen. Ich konnte das nicht ganz verstehen, weil man für's Bergsteigen nun mal frühzeitig aufsteht. So kam es, dass wir noch einmal ins Lager2 aufstiegen, dort übernachteten und dann am Morgen die Zelte abbauten und Richtung Lager 3 liefen. Das Lager 3 war auf 5900m. wir haben dort unser Lager eingerichtet und ich spielte mit dem Gedanken schon einen Gipfelversuch zu starten, da wir Gestern schon im Lager 2 geschlafen hatten. Cedric ging es wieder nicht sehr gut und er sagte zu mir, dass er nicht noch einmal ins Lager 3 aufsteigen würde. Da dachte ich, okay wir müssen Morgen den Gipfel versuchen. Cla und Thomas wollten noch länger akklimatisieren. So musste ich Cedric überreden, dass wir den Gipfel probieren müssen. Er hat dann zugesagt und wir sind um 24:00 gestartet. Es war sehr kalt. Ich hatte alle meine Kleider an und meine Jacken.
Wir sind gut vorangekommen, aber der Grat war doch länger und ein wenig Technischer als wir dachten. Da wir die Fixseile nicht verwenden wollten, sondern im Alpinen Styl aufstiegen. Das Technische war kein Problem. Ich fand's sogar cool, endlich sich wieder mal ein wenig festhalten zu müssen.

Die Stimmung beim Aufstieg war trotz der Kälte und dieser schrecklichen Bise sehr schön. Nach ein paar Stunden hatten wir hinter einem Stein ein wenig Windstille und ich habe versucht einen gefrorenen Riegel zu essen. Ich wusste, dass ich etwas essen muss, weil ich in den letzten zwei Tagen nur einen Snikers gegessen hatte. Der Tee war auch gefroren. Ich habe ihn unter meine Daunenjacke getan, in der Hoffnung, dass er wieder ein wenig schmilzt.

Der Aufstieg war streng und Cedric war sehr erschöpft. Ich hatte noch Energie und noch nicht zu viele Probleme mit der Höhe. Ich kenne Cedric schon sehr lange und wusste, dass ich noch versuchen kann ihn zu puschen und so ist er in seinem Tempo mir hinterhergelaufen. Langsam kommen wir dem Gipfel näher. Wir konnten aber nicht genau einschätzen auf welcher Höhe wir uns befanden. Dann kamen wir zur Schlüsselstelle und wussten, dass oben der Gipfelgrat kommt.

Ich wusste, dass ich Cedric noch bis auf den Grad motivieren muss, denn dann sieht er den Gipfel und er sollte sicher wieder genug Motivation haben. So ging ich also langsam. Aber auch ich wurde langsam ein wenig erschöpft, aber ich ging immer weiter. Bis wir dann auf ca. 6800m auf das Schneefeld kamen das zum Gipfel führte. Dort ist mir auch die Motivation verflogen und auch ich hatte jetzt zu Kämpfen. Ich konnte nur noch 10 Schritte machen, dann brauchte auch ich eine Pause .

In der Ferne sah ich einen Stein und sagte mir bis dort gehe ich, dann trinken wir noch mal. Ich hatte auch noch Power Gels und dann gehen wir auf den Gipfel. Beim Stein angekommen war mein Tee auch wieder ein wenig aufgetaut und ich konnte etwas trinken. Ich gab Cedric ein Power Gel und für mich auch einen. Wobei es sich mehr um Power Glace handelte, aber die war in dem Moment richtig gut und ich spürte förmlich die Energie. Ich schaute Cedric an und sagte ab auf den Gipfel mit uns, dann können wir wieder runter und so gingen wir Schritt für Schritt bis wir schlussendlich am 07.8.2021 um 07:10 Uhr auf dem Gipfel standen. Es war ein unglaubliches Gefühl auf so einem Berg zu stehen. Die Aussicht war Mega es gab nichts, was höher war als wir. Wir genossen kurz den Gipfel, haben aber gesehen das schlechtes

Wetter aufkommt und haben uns nach kurzer Erholung und ein paar Fotos schnell auf den Weg nach unten gemacht. Der Abstieg war auch noch einmal streng und so kamen wir irgendwann um den Mittag im Lager 3 komplett erschöpft an. Ich versuchte was zu essen, aber da ging nichts. Ich zwang mich den ganzen Nachmittag eine kleine Packung M und Ms zu essen. Am nächsten Morgen sind wir aufgestanden und haben unser Zelt abgebaut und machten uns auf den Weg zum BC. Ich merkte dass ich nicht viel gegessen hatte, die Energie Speicher waren leer, wir liessen uns Zeit, um keine Dummheiten zu machen.
Irgendwann am Nachmittag kamen wir im BC an und da kam auch schon Cla voller Freude zu mir, hat mir für den Gipfel gratuliert und mir den Rucksack abgenommen. Ein paar Minuten später war auch Cedric bei mir und wir gingen Richtung Zelt wo Thomas war. Er hat kein einziges Wort gesagt. Weder Gratulation noch sonst was. Ich denke das sagt genug über eine Person aus, mehr will ich da nicht auf ihn eingehen.
Ich habe mich also gewaschen und dann war auch schon die Pasta von Cla fertig. Eine der besten Pasta in dem Moment.
Cedric und ich haben uns 3-4 Tage erholt und Gedanken gemacht was wir noch in der Zeit unternehmen könnten, denn wir hatten noch 10 Tage Zeit. Cla und Thomas probierten den Gipfel ein paar Tage nach uns, in der Zeit hatten wir noch ein wenig unser Küchenzelt verbessert und

haben auf sie gewartet, bis sie zurück kamen. Drei Tage später kamen sie zurück und waren leider nicht auf dem Gipfel gewesen. Auch sie hatten überlegt was wir noch machen könnten. Wir überlegten uns etwas zusammen zu unternehmen, doch schlussendlich haben wir dann getrennte Sachen gemacht. Cedric und ich hatten 2-3 großartige Ideen. Doch in den nächsten Tagen kam sehr viel Neuschnee. Viele Sachen waren nicht mehr möglich und wir wollten kein Risiko eingehen. So haben wir noch eine kleine Tour unternommen und sind dann nach langer Diskussion ein paar Tage früher nach Bischkek geflogen. Die Diskussion mit den Russen im BC war nicht sehr einfach doch schließlich nach dreimaligem

Umplanen der Hotels und alles hatten wir endlich einen Platz im Hubschrauber und wir sind zurück in die Zivilisation. Dies war auch ein gutes Gefühl, denn für mich war die erste Expedition mehr als erfolgreich.
Zurück in Karakol haben wir die Zeit noch genossen. Leider hatten Cedric und Cla eine Lebensmittelvergiftung erwischt. Das war nicht sehr toll und auch ich hatte nach dem einen Essen Probleme und so sind wir dann Richtung Flughafen und wieder nach Hause geflogen.
Auf dieser Expedition habe ich sehr viel gelernt. Von der Auswahl des Materials, der Bekleidung und der Auswahl der Bergsteiger mit denen man die Expedition unternimmt.
Auf jeden Fall bin ich jetzt sehr motiviert, auf weitere Expeditionen zu gehen und am liebsten jedes Jahr. Mal schauen, was die Zukunft so bringt und wo es mich noch so hintreibt.
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